Die Gerhard-Faber-Stiftung von Waxweiler - Pfarreiengemeinschaft Schönecken-Waxweiler

Logo Kirchengemeinde Waxweiler
Pfarreiengemeinschaft Schönecken-Waxweiler
Direkt zum Seiteninhalt
Pfarreiengemeinschaft
Schönecken-Waxweiler Bahnhofstr. 6
Tel.: 06554 313
Fax: 06554 1060
Die Gerhard-Faber-Stiftung von Waxweiler
Pfarrer gründete eine bedeutende Studienstiftung per Testament im Jahr 1703

Waxweiler
Eine der ältesten Pfarreien der Eifelregion ist die Urpfarrei Waxweiler. Nach einer Sage um den hl. Willibrord und den Ursprung der Echternacher Springprozession gab es dort schon um das Jahr 728 eine Kirche. Diese ist erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 943 im Goldenen Buch der Abtei Prüm. Seit jeher wirkten darin viele verdienstvolle Pfarrer, namentlich bekannt ab dem Jahr 1331. Einer der Eifrigsten und Hervorragendsten war Dechant Gerhard Faber, der über 50 Jahre in der Pfarrei Waxweiler aktiv war. Er war es, der im Jahr 1703 per Testament eine bedeutende Studienstiftung gegründet hat, die heute noch Bestand hat.

Der Stifter
Gerhard Faber hieß eigentlich Schmid, aber er latinisierte seinen Namen der Sitte der damaligen Zeit entsprechend. Er war geboren in Arzfeld. In den Jahren 1656-1659 wirkte er als Kaplan, 1659-1697 als  Pfarrer und 1697-1709 als Frühmesser in Waxweiler. 1681 wurde er Definitor und 1686 Dechant des damaligen Landkapitels Kyll- und Bitburg. Gerhard Faber starb nach eifrigem Wirken in seiner Pfarrei am 8. September 1710. Er wurde im Chor der damals noch gotischen Pfarrkirche in Waxweiler beigesetzt. Sein Grab ist jedoch seit dem Kirchenneubau in den Jahren 1768-71 verschollen und bis heute noch nicht aufgefunden worden.

Das Werk
Dem Dechant gelang der Erwerb eines ansehnlichen Besitzes an Ländereien und Wäldern. Sein Werk war 1681 die Errichtung einer Christenlehrbruderschaft, 1690 die Stiftung einer Frühmesse in Waxweiler (Benefizium zu Ehren der hl. Anna) sowie im Testament vom 7. April 1703 die Errichtung einer äußerst bedeutsamen Stiftung nach seinem Tod: Die Faber’sche Studienstiftung. In seiner selbst verfassten Grabinschrift beschreibt er, angelehnt an die Biographie des hl. Bernhard von Clairvaux, Patron der Bienen und Wachszieher, dass er der Kirche zurückgebe, was sie ihm geliehen habe. Faber stiftete sein im Dienst der Kirche erworbenes Vermögen zurück für weitere kirchliche Zwecke. Er bedachte diverse Kirchen und Kapellen sowie Ordensgemeinschaften und Sakramentsbruderschaften. Den größten Teil seines Vermögens verwandte Gerhard Faber für seine Studienstiftung. Einige Jünglinge aus den Familien seiner Geschwister aus Arzfeld, Orlenbach, Dahnen, Prüm und Lauperath sowie aus der Pfarrei Waxweiler sollten durch Zahlung von Stipendien die Möglichkeit erhalten, die Kosten ihres Theologiestudiums mitfinanzieren zu können. Kurator war der jeweilige Frühmesser bzw. Inhaber des St.-Annen-Benefiziums. Das Testament bestimmte zudem, dass jedes Jahr im April ein Gedächtnisgottesdienst für Gerhard Faber, seine Angehörigen und Wohltäter zu halten sei. Zu dieser Stiftungsmesse sollten dann Brote gebacken und an die Armen der Pfarrei Waxweiler und Umgebung verteilt werden. Lange Jahre wurde dies im Hof des Pfarrhauses praktiziert. Später fanden sich auch die Kinder von Waxweiler zur Brotverteilung ein, welche bis 1934 erfolgte. In den Nachkriegsjahren wurde das Wiederaufleben dieser Testamentsbestimmung gewünscht. Dies erfolgte, wenn auch der materielle Notstand nicht mehr vorhanden war. Aus der ursprünglichen testamentarischen Bestimmung entwickelte sich ein Brauchtum, welches noch heute Anwendung findet in der alljährlichen Stiftung der Martinswecken, die nach dem Martinszug in Waxweiler verteilt werden. Ebenso werden auch noch Stiftungsmessen gehalten, so beispielsweise zur alljährlichen Vogelstimmenwanderung an der Napoleonseiche mit anschließendem Frühstück im Stiftungswald bei Mauel.

Der neue Verwaltungsrat
Um das Jahr 1800 wurden die meisten Güter der Stiftung, auch die Frühmessstiftung, von der französischen Domänendirektion beschlagnahmt. Sie wurden am 24. Juni 1811 der Universität Paris zugesprochen. Nach mehrfachen Versuchen der Nachkommen des Stifters, das Testament umzustoßen, verfügte die preußische Regierung am 9. September 1816 die Rückgabe eines Teils der Stipendiengüter (Wald und Ländereien im Bereich des Roßbachwaldes bei Mauel) an einen neu geschaffenen Verwaltungsrat, der unter staatlicher Aufsicht stand, mit dem Pfarrer von Waxweiler als Vorsitzendem. Der Utscheider Wald mit Wiesen blieb verloren. Die in der Geschäftsanweisung vom 1. April 1946 genannten Aufgaben der Faber’schen Studienstiftung waren: das Andenken an den Stifter Gerhard Faber zu erhalten und zu pflegen sowie den Nachkommen der Geschwister des Stifters, welche die Neigung zum Priesterberuf haben, ein Stipendium zum Theologiestudium zu gewähren.

Die Folgejahre
Pfarrer Hugo Friedrich Schwickerath, eine weitere ehrenhafte Persönlichkeit der Pfarrei Waxweiler und Pfarrer dort von 1829-1847, ordnete in seiner Dienstzeit sämtliche Dokumente der Pfarrei und fasste sie zusammen. Eine seiner Schriften ist das einzigartige Werk: „Des Hochwürdigen Herrn Dechant, Gerhard Faber, Lebenszüge und Stiftungen“ von 1832, eine Würdigung dessen segensreichen Wirkens.

Im Jahr 1892 wurde unter Pfarrer Johann Wilhelm Kähl ein Epitaph, eine Gedenktafel für den Stifter in der Pfarrkirche Waxweiler angebracht. Zum 250. Todestag von Gerhard Faber im Jahr 1960 ließ der Stiftungsvorstand ein Gedenkkreuz aus Sandstein linksseitig an der Straße von Waxweiler nach Mauel errichten. Im gleichen Jahr erhielt in Waxweiler nach Ausbau der Straße in Richtung Lauperath diese den Namen Gerhard-Faber-Straße. Die deutsche Übersetzung der Inschrift des Epitaphs in der Pfarrkirche wurde zum 275. Todestag im Jahr 1985 im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes enthüllt. Dort fand der eigene Kelch von Gerhard Faber aus dem Jahr 1671 Verwendung, der erst kurz zuvor aufgefunden und restauriert worden war. Im Anschluss wurden gesegnete Brotwecken gemäß dem Faber‘schen Testament und altem Brauch an die Kirchenbesucher verteilt.

Im Laufe der Jahre stellte sich immer mehr die Frage, wie und in welcher Form dem Willen des Stifters weiter entsprochen werden kann, da sich die Voraussetzungen vollkommen veränderten. Hierzu wurde am 26. Juli 1971 eine neue Satzung erstellt, die zum 23. August 1971 in Kraft trat. Diese Satzung regelte im Wesentlichen alle Bereiche der Stiftungsaufgaben und die Tätigkeit des neuen Stiftungskuratoriums. Als Zweck der Stiftung wurde u.a. festgeschrieben, das Andenken an den Stifter in verschiedener Weise zu wahren und zu pflegen. So erfolgten Dankgottesdienste, die Schaffung von Sachanlagen und Gedenkstätten im Sinne des Stifters, dienlich für die gesamte christliche Bevölkerung. So wurde beispielsweise das alte denkmalgeschützte Pfarrhaus von 1610/11, in dem auch Gerhard Faber zu seiner Zeit wirken durfte, restauriert und zu einem architektonischen Kleinod umgewandelt. Die Grundsteinlegung dieser Begegnungs- und Weiterbildungsstätte, die den Namen Dechant-Faber-Haus trägt, erfolgte am 7. November 1992, die Einweihung am 26./27. Juni  1993 im Rahmen von Jubiläumsfeierlichkeiten der Pfarrei Waxweiler. Im Jahr 2001 wurden das Haus und dessen Unterhaltung von der Stiftung gänzlich übernommen.

Interessanter Gedenkstein
An der Südseite der Pfarrkirche (seitlich des Treppeneingangs nahe dem Devonium) steht heute noch ein aus Blauschiefer gemeißelte Priestergrabkreuz von Anton Hinderscheid aus Binsfeld/Lux. Er war im Jahr 1787 Frühmesser der Pfarrei Waxweiler und somit Kurator der von Gerhard Faber gestifteten Studienbörsen mit dem ebenfalls gestifteten Frühmesser-Beneficium am St. Anna-Altar in Waxweiler. Anton Hinderscheid war ein Großneffe von Gerhard Faber. Das Frühmesser-Beneficium war wie die vier Studienbörsen zugunsten der Anverwandten von Gerhard Faber eingerichtet worden. Im Matrikelbuch der luxemburgischen Pfarrei Holler, zu der Binsfeld gehört, ist festgeschrieben, dass am 26.12.1734 ein Anton Heinderscheit aus Binsfeld getauft worden ist. In einem Kirchenbuch der Pfarrei Waxweiler von 1802 steht geschrieben, dass Anton Hinderscheid am 2. Februar 1802 um die erste Mittagsstunde starb, mit den Sterbesakramenten versehen und am folgenden Tag begraben wurde.

Die heutige Zeit
Am 17. November 2005 beschloss das Stiftungskuratorium wiederum eine neue Satzung, welche am 7. April 2006 von der neu zuständigen Stiftungsbehörde, dem Bischöflichen Generalvikariat Trier, genehmigt wurde und am 4. September 2006 in Kraft trat. Zudem bekam die Faber’sche Studienstiftung einen neuen Namen: Gerhard-Faber-Stiftung.

Das Stiftungsvermögen besteht aus Forst- und Landbesitz in Größe von gegenwärtig ca. 325 Hektar und aus dem „Dechant-Faber-Haus“ in Waxweiler. Die Liegenschaften der Stiftung (Wald, Äcker und Wiesen) werden vom ehrenamtlichen Stiftungskuratorium verwaltet. Dieses tritt jährlich bzw. bei Bedarf zusammen. Es arbeitet aktiv an der Bewahrung des Andenkens an Dechant Gerhard Faber sowie fördert und unterstützt kirchliche Zwecke. So wird beispielsweise das Pfarrzentrum Dechant-Faber-Haus in Waxweiler von der Stiftung für pfarrliche Zwecke unterhalten und betrieben.

Zudem unterstützt die Stiftung alljährlich die Bolivienkleidersammlung in der Pfarrei Waxweiler dahingehend, dass sie das zentrale Sammelfahrzeug zur Verfügung stellt, was auch von einem Kuratoriumsmitglied gefahren wird. Die Stiftung finanziert weiterhin unter anderem  alljährlich die Nebenkosten pfarrlicher Angebote wie die Verköstigung der Brudermeister (Vorbeter) der „Fußwallfahrt Prüm-Waxweiler zur Echternacher Springprozession“ am Pfingstsonntag nach der Schlussandacht in Waxweiler, das Frühstück nach der Vogelstimmenwanderung unter der Napoleonseiche im Roßbachtal bei Mauel und die 300 Martinswecken zur Verteilung an die Kinder nach dem Martinszug in Waxweiler. Im Jahr 2014 hat sich die Stiftung dankenswerterweise, aufgrund der zu hohen Kosten für die Pfarreien alleine, in hohem Maße finanziell an der Anschaffung der neuen Gotteslobe und der neuen Orgelbücher für die Pfarreiengemeinschaft beteiligt.

Das Stiftungskuratorium besteht aus dem Pfarrer von Waxweiler als Vorsitzendem sowie vier weiteren Mitgliedern. Diese werden vom Verwaltungsrat der Pfarrei Waxweiler für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Nach der ordnungsgemäßen Wahl im Jahr 2014 besteht das Stiftungskuratorium (Amtsperiode 2014-2022) aus den folgenden Personen: Pfarrer Georg Josef Müller (Vorsitzender), Bernhard Habscheid, Peter Philippe, Peter Zensen und Johann Zirbes.

Text und Fotos zusammengestellt von: Michael Fischer, Pfarrei Waxweiler

Zurück zum Seiteninhalt